Gelderner Politik zum Anfassen

Von Darlene Ring und Sarah Scholmanns (Realschule An der Fleuth, Klasse 8a)


GELDERN
Drei Tage lang diskutierten vier Gelderner Schulklassen im Rahmen des Planspiels „Pimp Your Town!“ über Ideen zur Verbesserung der Herzogstadt. Die Schüler übernahmen dabei die Rolle der Gelderner Lokalpolitiker, schrieben Anträge, debattierten in Ausschüssen und stimmten am Ende in der Ratssitzung in der LMG-Aula über die Anträge ab.

Beteiligt an dem Projekt waren die Liebfrauen-Realschule (Klasse 8c), die Realschule An der Fleuth (SoWi-Kurs 8. Klasse), das Lise-Meitner- (Klasse 9c) und Friedrich-Spee-Gymnasium (Klasse 9a).

Organisiert wurde das Projekt vom gemeinnützigen Verein „Politik zum Anfassen“ und der Stadt Geldern. Das Team des Gelderner Jugendzentrums Checkpoints kümmerte sich unter anderem um die Verpflegung.

Gedanken machten sich die Schüler zum Beispiel zur Digitalisierung. So beinhaltete ein Antrag, der im fiktiven Ausschuss für Kultur, Tourismus und Sport auf die Tagesordnung kam, die Forderung nach einer Verbesserung der Digitalisierung an den Gelderner Schulen. Es könnten zum Beispiel die Schulbücher künftig nur noch in digitaler Form genutzt werden, hieß es in der Antragsbegründung. „Denn dann müssten keine Bäume mehr für das Papier gefällt werden und die Schüler müssten die Bücher nicht mehr durch die Gegend tragen“, sagte Joy Winter, Schülerin der Liebfrauen-Schule. Außerdem gebe es dann keine Ausreden mehr, wenn man die Hausaufgaben zuhause vergessen hat. Auch am Homeschooling könnte jeder problemlos teilnehmen und die Lehrer könnten den Unterricht besser vorbereiten.

In einem anderen Antrag im fiktiven Ausschuss für Bau, Umwelt und Energie forderten Henry Bröckermann und Julian Holtmann vom Friedrich-Spee-Gymnasium eine bessere Taktung der Schulbusse. „Die Busse kommen manchmal zu früh nach Schulschluss und sind für uns nicht erreichbar, wenn unsere Unterrichtsstunde mal zwei Minuten länger dauert“, sagte der 14-jährige Henry Bröckermann. Sein Klassenkamerad Julian Holtmann ergänzte: „Es wäre sinnvoller, wenn die Busfahrten besser mit dem Stundenplan abgestimmt werden.“ Beide Schüler müssen täglich mit der Linie 32 von Issum nach Geldern und mittags wieder zurückfahren. 

Beide Anträge wurden in der abschließenden Ratssitzung mit großer Mehrheit beschlossen. Insgesamt hatten es 18 Anträge auf die Tagesordnung der Ratssitzung geschafft, über die in der LMG-Aula am Donnerstag lebhaft diskutiert und abgestimmt wurde.

Geleitet wurde die Ratssitzung von Bürgermeister Sven Kaiser. Er betrachtet „Pimp Your Town!“ als „ganz tolles und wichtiges Projekt“, sagte er. „Die Schüler bekommen einen tollen Eindruck über die Entscheidungswege der Lokalpolitik. Denn sie erfahren hautnah, wie Fraktionen, Ausschüsse und ein Stadtrat funktionieren.“ Er versprach den Schülern, viele der Anträge im Nachgang des Projekts mit der Gelderner Politik besprechen zu wollen.

Unterstützung erhielten die Schüler am zweiten und dritten Tag auch von vielen Gelderner Lokalpolitikern – sie halfen bei den Antragsformulierungen oder gaben Tipps für die Ausschuss- und abschließende Ratssitzung. Auch die Ausschusssitzungen wurden von den „richtigen“ Vertretern der Gelderner Politik geleitet.

„Der Kontakt mit den jungen Leuten gefällt mir. Es ist interessant zu sehen, was in den Köpfen der jungen Leute abläuft“, sagte Doris Keuck, Gelderner Stadtratsmitglied der SPD-Fraktion. Auch Fred Backus, Stadtratsmitglied der CDU-Fraktion, war sehr angetan von dem Lokalpolitik-Planspiel. „Es ist ein sehr spannendes Projekt und eine tolle Möglichkeit, Jugendliche an die Politik heranzuführen“, sagte er. „Es ist zudem für uns eine Möglichkeit, die Vorschläge der Jugendlichen umzusetzen“. Und ein Ziel der Politik sei für ihn auch, die Jugendlichen von der Politik zu begeistern.

Zufrieden war auch Denis Erbozkurt-Beckers, einer der Organisatoren bei der Stadt Geldern: „In vielen Augen der Schüler war die Begeisterung zu sehen“, sagte er. Bemerkenswert fand er, dass sich die Schüler in ihren Anträgen auch Gedanken über andere Gruppen gemacht haben. So fand im Rat zum Beispiel ein Antrag Zustimmung, in dem gefordert wurde, dass die Schulhöfe der Grundschulen ausgewogener gestaltet werden sollten. „Ein toller Antrag, denn obwohl die Teilnehmer schon lange aus der Grundschule raus sind, haben sie sich darüber Gedanken gemacht“, sagte Erbozkurt-Beckers.   

 

Begeistert war auch Frank Feggeler, Lehrer der Realschule An der Fleuth, dessen Sowi-Kurs die Pressearbeit übernahm. Das Projekt sei „klasse, denn die Schüler können sehr realitätsnah hinter die Kulissen der Lokalpolitik schauen“, sagte er. „Wenn die Möglichkeit besteht, „nehmen wir beim nächsten Mal gerne wieder an ,Pimp Your Town!´ teil“, sagte er.

Die jungen Politiker waren nach den drei Tagen ohnehin zufrieden. Besonders interessant wird für sie nun sein, zu beobachten, was im Anschluss des Planspiels aus ihren beschlossenen Anträgen geworden ist.