Assessment-Center – ein Training für den Ernstfall

Nach langer Corona Pause konnte am 8. März wieder das Projekt „Auswahlverfahren“ durchgeführt werden. Ein Assessment-Center ist ein häufig durchgeführtes Personalauswahlverfahren, auf das insbesondere Behörden oder große Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden zurückgreifen. An diesem Projekttag erhalten die Teilnehmer einen Einblick in die typischen Übungen eines Auswahlverfahrens.

Im Berufswahlkonzept der RSAdF ist diese Veranstaltung, die im Rahmen der Lernpartnerschaft mit der Fa. Schaffrath Druckmedien durchgeführt wird, seit langem ein fester Bestandteil.

In diesem Jahr hatten sich sechs Schüler der Jahrgangsstufe 10 zu diesem Tag angemeldet. Drei Schüler hatten zuvor ihre Bewerbungsunterlagen für ihren Traumberuf (Immobilienkaufmann, Beamter im Mittleren Dienst – Zolldienst und Fachinformatiker für Systemintegration) eingereicht und erhielten nun unter realistischen Bedingungen die Möglichkeit mit Frau Schoofs (Personalabteilung) ein Bewerbungsgespräch zu führen. Während der Bewerber zum Zolldienst bereits ein Vorstellungsgespräch absolviert hatte, betraten die anderen Teilnehmer Neuland. Die anfängliche Aufregung legte sich bald. Alle Schüler hatten sich gut über ihren Traumberuf informiert und konnten zudem auf ihre Erfahrungen im Praktikum zurückgreifen, so dass sich in allen Fällen ein Gespräch entwickelte, das diese Bezeichnung auch verdiente. Für den Umgang mit eventuelle Schwächen konnten Strategien aufgezeigt werden und selbst bekennende Einzelgänger konnten sich mit einer zielorientierten Teamarbeit anfreunden. Alle Bewerber erwiesen sich als ausgesprochen ehrgeizig. Nachfolgend erhielten die Schüler noch wichtige Hinweise auf ihre Bewerbungsunterlagen und wertvolle Tipps zur optimalen Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch.

Während die „Bewerber“ im Nebenraum ihre Vorstellungsgespräche durchführten, konnte sich der Rest der Gruppe auf die nachfolgende Einzelpräsentation vorbereiten. Dazu hatten alle einen Lieblingsgegenstand mitbringen müssen. Der wohl ungewöhnlichste Gegenstand war eine Kabanossi. Neben dem Nährstoffgehalt wurden die vielfältigen Vorzüge als Snack für zwischendurch oder als Reiseproviant hervorgehoben. Auch ein Mini-Basketball, mit dem sich auch im Zimmer Korbwürfe trainieren lassen, konnte überzeugen. Wer braucht schon Apple, wenn es die Noah Company gibt, die qualitativ hochwertige Kopfhörer für den Lieblingssound bieten und gleichzeitig den Mitmenschen Privatsphäre ermöglichen. Ein Multifunktionsteddy, der nicht nur zum Kuscheln, sondern auch als Sitzkissen verwendet werden kann, bildete den Abschluss der Verkaufspräsentationen.

Verkauf 1-9

Im nachfolgenden Partner-Interview galt es innerhalb von 15 Minuten die für ein Bewerbungsverfahren wichtigen Aspekte (Gründe für die Auswahl des Berufes, Interessen, Stärken und Schwächen, Lieblingsfächer, Hobbys) zu erfragen und abschließend den Partner vorzustellen. Dabei gilt: Fremdpräsentation ist auch immer Eigenpräsentation bei der ein Lächeln und der Blickkontakt zum Partner immer einen guten Eindruck hinterlässt.

Bei der anschließenden Gruppendiskussion galt es für 10 Teilnehmer binnen 20 Minuten eine Karnevalsparty zu planen. Film- und Seriencharaktere, als Motto für die Verkleidung, passen in das Zeitalter von Netflix & Co. und war schnell gefunden. Überhaupt zeichnete sich die Gruppe durch eine hohe Planungs- und Kosteneffizienz aus. Bereits nach der Hälfte der Zeit stand das Rohkonzept fest. Musik aus der Konserve, in der heutigen Zeit als Playlist vom Handy. Nur noch die Boxen mussten organisiert werden. Die Partygäste sollten mit in die Planung der Getränke eingebunden werden. Der Einkauf sollte erst nach einer Umfrage erfolgen. Da nur 10 Gäste erwartet wurden, stand die Planung der Räumlichkeiten auch schnell fest. Ein Partyraum oder Keller müsste reichen, alternativ könnte man auch eine Scheune anmieten. Wenn die Gäste auch ihre Schlafsäcke mitbrächten, könnte auch eine Übernachtung sichergestellt werden. Fehlte nur noch das Programm für diese Party. Ein Dance-Battle und ein Fifa-Turnier galten als Muss. Der Informatiker in der Gruppe regte eine LAN-Party an, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Bei der Verpflegung konnte man sich schnell auf Familienpizzen einigen, die Snacks sollten von den Teilnehmern selbst mitgebracht werden. Wenn schon verpflichtende Verkleidung und diverse Wettbewerbe, sollten diese auch prämiert werden. Die Gewinner sollten jeweils nur die Hälfte der umgelegten Kosten zahlen müssen.

Gruppe 1-3

Den Abschluss des Projekttages bildete eine Postkorb-Übung, die für ein Assessment-Center typisch ist und bei der ein Höchstmaß an Organisationstalent und Prioritätensetzung gefragt ist. In einem Wochenplaner der RSAdF galt es zahlreiche Aufgaben unterzubringen. Eine Mathearbeit, das Lesen einer Lektüre für die Deutscharbeit in der nächsten Woche, ein Englisch-Vokabeltest und die Überarbeitung des Bio-Hefters mussten untergebracht werden. Gleichzeitig hat man ja als Schüler noch ein Leben außerhalb von Schule mit Sportverein, Freunden und familiären Pflichten. Eine vorausschauende Planung konnte hier Zeit für Freunde und Familie schaffen. Beim Lernen für die Arbeiten wurden verschiedene Strategien entwickelt, je nach Lerntyp in kleinen Häppchen oder als Kompaktvariante über mehrere Stunden. Die Frühaufsteher bevorzugten zum Mathelernen den Samstagmorgen. Wer genug Nervenstärke besitzt,  aber vielleicht weniger vorausschauende Planungskompetenz, musste dann auch mal Mut zur Lücke haben, in der Hoffnung, dass das Lesen der Lektüre kurz vor der Deutscharbeit ausreicht. Für dem Sonntagsbesuch bei der Großmutter hingegen fanden alle Teilnehmer Zeit. Da wurden dann die familiären Verpflichtungen wie Rasenmähen und Autowaschen auch gerne in einem Abwasch erledigt. Doch was, wenn für die Geburtstagsparty des besten Freundes keine zeitlichen Kapazitäten mehr im Plan waren? Die Lösung war auch hier schnell gefunden. Dann lädt man den Freund einfach zu dem ohnehin geplanten Kinobesuch ein.

Postkorb 1+2

Bei der abschließenden Reflexionsrunde waren sich alle Teilnehmer einig, dass insbesondere die Bewerbungsgespräche und die Erläuterungen zu den einzelnen Übungen ausgesprochen lehrreich und ein gutes Training für den künftigen „Ernstfall“ waren.

Nachdem zwei Schüler ein besonderes Interesse am Unternehmen Schaffrath Druckmedien zeigten, bot Frau Schoofs spontan noch eine Betriebsführung durch die Produktion an. Beginnend mit der Druckvorstufe, in der die vom Kunden stammenden Druckdaten geprüft und bearbeitet werden, vorbei an den verschiedenen Offsetdruckmaschinen und dem beeindruckenden Papierlager, wurde den Schülern die einzelnen Arbeitsschritte der  Weiterverarbeitung und der Versandvorbereitung sowie das Recycling der Papierabfälle gezeigt und erklärt. Die Größe der verschiedenen Hallen und Maschinen, als auch die zahlreichen Zwischenschritte, die es zur Herstellung eines Druckproduktes gebraucht werden, hat die Schüler beeindruckt. Die Idee einer freiwilligen Betriebsführung wird auch zukünftig in das Projekt „Assessment-Center“ aufgenommen werden. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Frau Schoofs für ihr Engagement und die Zeit, die sie sich genommen hat.

 

Susanne Schmidt