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Gefördert wurde das Projekt vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Landesprogrammes “Gemeinsam MehrWert”.

Manuel Bauer, ein ehemaliger führender Kopf der Neonazi-Szene, sprach vor den Schülern des 9. Jahrgangs der Realschule An der Fleuth über sein Leben im Rechtsextremismus und seinen Ausstieg. Erst mit Hilfe der Unterstützung des Aussteigerprogramms „Exit“ gelang es ihm, sich aus der Szene zu befreien und sich radikal zu wandeln, hin zu einem überzeugten Demokraten, der nun vor den Gefahren des Rechtsextremismus an Schulen warnen möchte.

Eine Kindheit im Umbruch

Manuel Bauer wurde 1979 in Torgau/Sachsen geboren und wuchs im kleinen Dorf Polbitz auf. Nach der Wende zerbrach sein bis dahin gutbürgerliches Familienleben. Sein Vater verlor die Arbeit, begann zu trinken und misshandelte seine Mutter. Gleichzeitig wurde Bauer über die Musik in die rechte Szene gezogen. „Fast alle Jungen und Mädchen an meiner Schule waren auf einmal rechts“, erzählte er. Seine erste Rechtsrock-Kassette prägte ihn nachhaltig.

Abstieg in die Gewalt

Mit 13 Jahren ließ sich Bauer eine Glatze schneiden und bereits ein Jahr später verübte er erste gewalttätige Übergriffe. Ohne Grund verprügelte er einen 12-jährigen Jungen und drückte ihm eine brennende Zigarette ins Auge. Mit 17 Jahren verließ Bauer das Elternhaus, wobei er selbst seine Mutter verprügelte und seinem Vater ein Butterfly-Messer in die Schulter rammte.

Karriere im Rechtsextremismus

Bauer stieg schnell in der Neonazi-Szene auf. Er leitete die Wehrsportgruppe „Racheakt“ und gründete 1998 den „Bund Arischer Kämpfer“. Er bildete militante Rechtsextremisten in Ausbildungslagern in Polen und der Tschechei aus. Er und seine Kameraden verübten zahlreiche Verbrechen, darunter ein brutaler Überfall auf eine türkische Hochzeit und die Erpressung eines schwulen Geschäftsmanns. 2001 wurde er zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.

Der Wendepunkt

In der JVA wurde Bauer von Gesinnungsgenossen krankenhausreif geprügelt, während zwei türkische Mithäftlinge ihm halfen. Diese Erfahrung brachte sein Weltbild ins Wanken. 2002 nahm er Kontakt zu „Exit Deutschland“ auf, einer Initiative, die Menschen beim Ausstieg aus dem Extremismus unterstützt. Vier Jahre später stieg er offiziell aus der Szene aus und ließ sich neun Jahre lang psychologisch behandeln.

Heute

Auch heute noch fühlt sich Bauer nicht wohl in seiner Haut. Er weiß, dass er bei seinen ehemaligen Kameraden als „Vaterlandsverräter“ und „Kameradenschwein“ gilt und fürchtet um die Sicherheit seiner Familie. Dennoch setzt er sich dafür ein, andere vor den Gefahren des Rechtsextremismus zu warnen.

Reaktionen der Schüler

Die Schüler erlebten Bauers Schilderungen sichtlich betroffen. Durch seine unverblümten Schilderungen seiner Taten und durch seine klare Sprache bekamen die Schüler einen Eindruck von der Gedankenwelt eines Neonazis.

Die Intention hinter der Veranstaltung

Manuel Bauer erzählt seine Geschichte als eindringliche Warnung vor der rechtsextremen Szene. Das Thema Rechtsextremismus wird sowohl im Politikunterricht als auch im Rahmen des Geschichtsunterrichts thematisiert. Wie menschenverachtend und in der Konsequenz tödlich diese Ideologie sein kann, hat Bauer eindrucksvoll vermitteln können.

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